KULTURLEBEN 2024 – RÜCKBLICK AUF EINIGE AKTIVITÄTEN
& Otto Julius Bierbaum: eine empfindsame Reise im Automobil
Es war wieder eine gut besuchte Sonntagsmatinee, mit einem vergnüglichen Vortrag über die Anfänge des Reisens im Automobil. Julius Otto Bierbaum schrieb u. a. unter dem Pseudonym Martin Möbius oder war anerkannt als Mitherausgeber der Satireschrift „Simplicissimus“. Viele seiner Zitate sind uns noch heute bekannt. Die 1902 stattgefundene Hochzeitsreise mit seiner Florentiner Ehefrau Gemma, von Dresden über Prag/Wien und die alte Brennerstraße bis in den Golf von Neapel war eine Pionierfahrt, insbesondere auch die Rückreise mit der erstmaligen Autofahrt über den Gotthardpass in einem „Adler-Cabriolet“. Da fehlten weder reichlich „Bagage“ noch der etwas kauzige Chauffeur Riedel, der bei seinen italienischen Berufskollegen trotz fehlender Spachkenntnisse schnell Anschluß fand und den „Benzina“ vor dem Zugriff italienischer Gassenjungs schützte. Dank Riedels Fahrkünsten wurde die Fahrt über die „gut ausgebaute und wenig befahrene, für den Laufwagen bestens geeignete“ Amalfitana zu einem großen Reisevergnügen für die frischgebackenen Eheleute,übrigens mit 8 PS und ca. 30km.
Dieses und vieles mehr hat Bierbaum in seinem Buch über die empfindsame Reise mit dem Automobil wunderbar beschrieben, dabei immer den Schalk im Nacken, z.B. wenn er die nicht sonderlich beliebten englischen Touristinnen beschrieb oder den Aufenthalt in den römischen Katakomben, begleitet von einem niederländischen katholischen Trappistenmönch, ….und gelesen von dem Rezitator Stephan Schäfer, der wunderbar akzentuiert aus dem Reisetagebuch Bierbaums zitiert hat.
Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einem prickelnden Getränk und den beliebten „Sigulis“.
Mit dem Zitat von O.J. Bierbaum: “ Der Himmel ist blau, das Wetter ist schön – Madame, wir wollen spazieren gehn“ hat unsere Präsidentin Cornelia Liese-Koch die Italienfreunde in den winterlich-sonnigen Tag und zu ihren „Laufwägen“ entlassen.
14.07.1902: Otto Julius Bierbaum überquert als erster mit dem Automobil den Gotthard-Pass
& Filmabend
Der Garten der Finzi-Contini
In den späten 1930er Jahren gehört die jüdische Familie der Finzi-Contini zur Aristokratie der italienischen Stadt Ferrara. Die erwachsenen Kinder Alberto und Micol vertreiben sich die Zeit im Freundeskreis mit Tenniswettkämpfen und Feiern, ohne sich um die besorgniserregenden politischen Geschehnisse zu kümmern. Zum Freundeskreis gehört auch Giorgio, der einer ärmeren jüdischen Familie entstammt und sich in die hübsche Micol verliebt hat. Micol weist ihn trotz eigener Zuneigung ab, da sie sich zwischen mehreren Männern hin- und hergerissen fühlt. Die Liebe bleibt unerfüllt, die Familie jedoch gerät zunehmend in die Mechanismen der faschistischen Politik.
Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Giorgio Bassani gewann 1971 den Goldenen Bären der Berlinale und 1972 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.
Quelle: Filmportal.de
& VDIG-Lesemarathon
Giorgio Bassani – Die Gärten der Finzi Contini
Mit seinem berühmtesten Roman, der zarten Geschichte einer großen, unerfüllten Liebe und zugleich Chronik des tragischen Schicksals des jüdischen Bürgertums in Italien, hat sich Giorgio Bassani einen Platz in der Weltliteratur erschrieben.
Es ist die Geschichte von Micól, dem geheimnisvollen Mädchen mit den blonden Haaren aus vornehmer jüdischer Familie, in die der Ich-Erzähler von Anfang an vergeblich verliebt ist. Die leidenschaftlich gern Tennis spielt, die alten Bäume im ummauerten Park der Eltern liebt und es nicht ertragen kann, wenn jemand sich gewöhnlich benimmt; die später, als Studentin, lieber flirtet als studiert, und die junge Männer, die am liebsten für sie sterben möchten, am Telephon zur Vernunft ermahnt.
Erst als der Tennisclub wegen der Rassengesetze die jüdischen Mitglieder ausschließt, öffnet sich der Garten der Finzi-Contini für die jüdische Jugend Ferraras und wird zu ihrem Treffpunkt – bis zu einem Tag im Herbst 1943, an dem Micól mit ihrer ganzen Familie deportiert wird »und keiner weiß, ob sie ein Grab gefunden haben«.
Giorgio Bassani hat ihnen in diesem Buch ein Denkmal gesetzt.
Quelle: Verlag Klaus Wagenbach