KULTURLEBEN 2020 – Rückblick auf einige Aktivitäten
& Sonntagsmatinee – Venedig
Venedig – Literatur und Geschichte(n) in der märchenhaften Lagunenstadt
Sonntag, 12. Januar 2020, 11 Uhr, Volkshochschule Detmold
Die Deutsch-Italienische Gesellschaft Lippe-Detmold eröffnet das Veranstaltungsjahr 2020 mit einem literaturgeschichtlichen Bilder-Streifzug durch Venedig. Der Referent Klaus Kirmis, Osnabrück, präsentiert faszinierende Geschichtsfacetten der Seerepublik in literarischen Bilderstreifzügen. Liebe, Sehnsucht, Melancholie, Wasser, Kunst, Paläste, Cafés und Theater sind einige der Themen, welche die Lagunenstadt in der Literatur erfahrbar machen sollen.
„Das Paradies unter den Städten“, einen Traum, der von Menschenhand erbaut und zu einer greifbaren Wirklichkeit geworden sei, nannte John Ruskin, der englische Maler und Schriftsteller die märchenhafte Lagunenstadt. Der Literat Henry James hat es noch pointierter formuliert: „Es gibt zwei Arten von Städten – alle anderen und Venedig.“ Wohl keine andere europäische Stadt war und ist bis heute die Inspirationsquelle für Künstler jeglicher Art: Maler, Musiker, Schauspieler, Regisseure und natürlich Schriftsteller. Und ebenso scheint Venedig Inspirationsquelle für die Besucher der heutigen Matinee zu sein. Alle Plätze sind besetzt, die Zusatzstühle reichen kaum, und die Aufmerksamkeit gehört ganz dem Referenten und dem Mythos Venedig.
& Lesemarathon – Giuseppe Tomasi di Lampedusa
Lesemarathon – il Gattopardo – der Leopard
Donnerstag, 5. März 2020, 19 Uhr, Lippische Landesbibliothek Detmold
Die Deutsch-Italienische Gesellschaft Lippe-Detmold (DIG) hat in die Lippische Landesbibliothek in Detmold zum Lesemarathon der unterhaltsamen Art eingeladen. Es lesen Menschen wie ‚du und ich‘, Bekannte und Unbekannte, Menschen aus den unterschiedlichsten Berufen. Ein jeder liest gut zehn Minuten, ein jeder auf seine Weise. Langweilig wird es dabei nicht. Zeitgleich wird in Detmold und in gut dreißig weiteren Städten gelesen. Der bundesweite Lesemarathon ist eine Idee und eine Initiative des Dachverbandes VDIG – Vereinigung Deutsch-Italienischer Kultur-Gesellschaften e.V. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft der Botschaft der Italienischen Republik Berlin
Im Fokus steht in diesem Jahr der Roman ‚il Gattopardo‘ des italienischen Schriftstellers Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Gelesen wird aus der im September 2019 im Piper Verlag erschienenen neuen Übersetzung ‚der Leopard‘ von Burkhart Kroeber.
Cornelia Liese-Koch, die Präsidentin der DIG, führt in die Thematik des Romans ein und betont die zentrale These des Protagonisten Tancredi „Es muss sich alles ändern, damit alles so bleibt wie es ist“, die im Roman für den Zuhörer die Handlungsstränge nachvollziehbar werden lässt. Und damit zwischendurch ‚der Faden nicht reißt‘ moderiert Frank Brinkmann höchst informativ und angenehm kompakt die historischen Abläufe des Romans.
Der Piper-Verlag schreibt zu dem Roman: „In seinem Welterfolg schildert der Autor Giuseppe Tomasi di Lampedusa mit schöpferischer Sprachgewalt den Untergang eines sizilianischen Adelsgeschlechts zur Zeit Giuseppe Garibaldis und beschwört in dunkel glühenden Farben Schicksale und Zeiten herauf, die für das Ende des alten Europas stehen.“ Und an diesem Marathonabend, auch sechzig Jahre nach dem ersten Erscheinen des Romans, ist zu spüren, dass ‚Der Leopard‘ nichts von seiner Aktualität verloren hat. Für den Lesemarathon hat die DIG als Vorleserinnen und Vorleser gewinnen können: Dr. Eberhardt, Jens-Olaf Buhrdorf, Christiane Ehrhardt, Wolf von der Burg, Manuela Kohl, Hanne Haverich, Peter-Uwe Witt, Annette Gebauer und Ralf Bachmann (in der Reihenfolge des Auftritts). Mit starker Ausdruckskraft, humorvoll und wortgewandt werden die Textpassagen des Romans präsentiert, auch drei italienisch vorgetragene Passagen faszinieren die Zuhörer.
Abgerundet wird der Abend in der Pause mit viel Plauderei bei Wein und caffè.
& Peter Paul Rubens und der Barock im Norden
Deutsch-Italienische Gesellschaft Lippe-Detmold auf Exkursion nach Paderborn
Dienstag, 1. September 2020, Diözesanmuseum Paderborn
Einer guten Tradition folgend, machten sich am 1. September 2020 zwölf Mitglieder der DIG Lippe-Detmold unter Führung der Präsidentin Cornelia Liese-Koch und der Vizepräsidentin Elke Neuhaus auf den Weg in das Diözesanmuseum nach Paderborn.
Erneut lockte eine außergewöhnliche und vielversprechende Ausstellung: Das überregional bekannte Museum der Domstadt präsentiert in diesen besonderen Zeiten den berühmten Flamen Peter Paul Rubens (geboren 1577 in Siegen!) und seine Schüler in Westfalen.
Aufgeteilt in zwei Kleingruppen, führten zwei Mitarbeiterinnen die kunstinteressierten Lipperinnen und Lipper fachkundig durch die Welt des Barocks im Norden.
„Der Barock will begeistern, dass der Betrachter nach hinten überschlägt“, so beschreibt eine der Führerinnen die Zielsetzung des künstlerischen Wirkens dieser Epoche. Welch‘ fulminante Einstimmung auf das, was uns in den nächsten sechzig Minuten gezeigt werden sollte.
Die barocke Pracht des „Phönix aus der Asche“ – gemeint ist das im zweiten Weltkrieg in Fetzen zerrissene Altargemälde des Paderborner Doms (ein Werk der Antwerpener Bildkünstler Antonius und Ludovicus Willemssens), dessen Fragmente wieder zusammengesetzt und nahezu vollständig restauriert dem staunenden Publikum vorgestellt wird – umfängt die Besucher am Beginn des Rundgangs und lässt noch manche Überraschung erwarten.
Rubens‘ bedeutende Zeichnungen, Ölskizzen und Gemälde ziehen uns ebenso in ihren Bann, wie auch Reproduktionsgrafiken und plastische Arbeiten von ihm nahestehenden Künstlern. Hochkarätige Exponate aus internationalen Museen und Sammlungen werden in Paderborn gezeigt.
Faszinierend die Ausstellungsabteilung, die sich der Aktualität des Barock widmet. Beweist sie doch, wie „Modetrends“ der Gegenwartskunst auf mannigfaltige Weise Entwürfe und Darstellungsformen barocker Kunst lebendig werden lassen. Im Diözesanmuseum sind sowohl der Belgier Hans Op de Beeck als „Videoartist“ als auch Gerhard Richter und Tony Cragg prominent vertreten.
Das Fazit des vormittäglichen Kunstgenusses, das seine kulinarische Abrundung in der mediterranen Küche der Trattoria „Il Postino“ am Rathausplatz fand, lautet: Selbst Menschen, die dem Barock als künstlerische Ausdrucksform eher skeptisch begegnen, haben einen erweiterten Blick auf diese Epoche erfahren. Wir haben einiges dazu gelernt und sind uns nach Monaten der Abstinenz, zwar mit Abstand, aber wieder fröhlich und „als echte Menschen“ begegnet.
Wer sich angeregt gefühlt, kann die Ausstellung im Paderborner Diözesanmuseum noch bis zum 25.10.2020 individuell besuchen. Die uns allen mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangenen „AHA-Regeln“ werden dort vorbildlich umgesetzt.
Ein herzliches Dankeschön gilt unseren „Vorständlerinnen“ Conny und Elke, die diesen Gruppenausflug initiiert, organisiert und begleitet haben.